Die Schöne und die Biester - kommentiert von Frauke & Boris

»Die Schöne und die Biester« – kommentiert von Frauke Berger und Boris Koch

Es war einmal ein blühendes Land, das wurde vom starken König Siegbart regiert. Doch als eine betrunkene Fee das Ende seiner Herrschaft durch eine Taube prophezeit, setzt der aufgebrachte König ein hohes Kopfgeld auf jede Taube des Landes aus – und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Ohne es zu wollen, wird auch die schöne Bäckerstochter Hänfling in das Geschehen hineingezogen, während sie sich nebenbei unerwünschter Avancen erwehren muss und die Schergen des Königs überall taubenzüchtende Rebellen wittern...
»Die Schöne und die Biester« ist ein absurd-komisches Comic-Märchen, das in keine Schublade passt. Fantasy- und Jugendbuchautor Boris Koch hat seiner geballten Fantasie freien Lauf ge- und es Comic-Zeichnerin Frauke Berger überlassen, sein abgründiges Kunstmärchen in Bilder zu fassen. Das Ergebnis ihrer Mühen kann in jedem Comicladen des Landes bewundert werden. Aber was haben die beiden sogenannten Künstler*innen selbst über ihr Machwerk zu sagen? Das Investigativteam des Splitter Verlags hat sie zu ein paar besonders hervorstechenden Szenen ihres Comics befragt!

HINWEIS: Dieser Artikel ist Auszug aus einem Vortrag, den Frauke und Boris auf der Leipziger Buchmesse halten wollten. Nach der Absage der Messe ist er nun teil unseres Messe-Ersatzprogramms Splitter LBM 2.0. Weitere Aktionen und Events rund um Splitter LBM 2.0 findet ihr HIER gesammelt!

(Mit einem Klick auf die Bilder könnt ihr sie vergrößern!)
Boris
Party! Während bei Dornröschen die dreizehnte Fee nicht eingeladen wird und deshalb furchtbar angepisst ist und mit ihrem Fluch Unglück über das Land bringt, ist bei uns die ungeladene Fee wesentlich entspannter. Sie kommt einfach und feiert mit, ohne zu stänkern, betrinkt sich und macht lachend einen albernen Scherz. Und weil den alle Ernst nehmen, kommt es auch hier zum Unglück. Nicht wegen ihr, sondern weil alle, einschließlich des paranoiden Königs, darauf reagieren wie auf eine echte Bedrohung, und ihren Worten damit erst Macht verleihen.
Frauke hat die Fee für mich perfekt ins Bild gesetzt! Und richtig gerockt haben mich die ganzen Details im großen Panel links unten: Das servierte Einhorn und das geflügelte Schwein oder auch der fröhliche Trinker unter den Weinfässern.
  Frauke
Und weil die Fee im weiteren Verlauf der Geschichte leider gar nicht mehr auftaucht, habe ich sie zumindest unauffällig ein paar Seiten weiter im Hintergrund versteckt.
Ich habe die Freiräume in der Kurzgeschichte frech für eigenen Schabernack ausgenutzt (und gehofft, es geht im allgemeinen Chaos unter) – zu meiner Verwunderung (und Erleichterung) wurde das bunte Treiben dann auch noch von Boris unterstützt.
 

Boris
Auf dieser Doppelseite kann man wohl ganz gut sehen, dass die Geschichte ursprünglich eine Prosaerzählung war, viel Text, der eine Entwicklung von etwa 15 Jahren zusammenfasst, viel Hintergrund zum namenlosen Märchenland, quasi kein Dialog. Wäre es von Anfang an ein Comic gewesen, hätte ich das wahrscheinlich ganz anders angelegt – und das wäre nicht das Schlaueste gewesen.
Denn ich finde Fraukes Umsetzung dieser Passage einfach grandios. Die gewaltige Fackel, um die sich letztlich ja alles dreht im Königreich, symbolisch in der Mitte. Die Unmengen Taubenjäger werden visualisiert, oder wie Frauke den Gestank der brennenden Tiere gegen den Duft der Brötchen in Szene gesetzt hat. Und die ängstlichen Tauben rechts oben hauen mich immer wieder um, wenn ich sie sehe …
Die Sprechblase links mit dem Durchfall gab es im Prosatext übrigens nicht, da hätte eine solche Bemerkung den Text nur sinnlos unterbrochen, weil man dann auch diesen einen Taubenwächter hätte mit Worten beschreiben müssen. Im Comic dagegen kann man das dank der visuellen Erzählweise so ganz nebenbei machen – und so haben wir das auch gleich für eine Albernheit genutzt.
   Frauke
Viel Text auf einmal verleitet schnell zum Überblättern und weiterlesen an einer vermeintlich spannenderen Stelle – auch wenn so wichtige Informationen ausgelassen werden. Weshalb ich in der Regel Textwüsten lieber ganz vermeide. Da hier von Boris so tolle (als Resultat der völlig absurden Überreaktion des Königs entstandene) Schauplätze wie die Taubenkeller und die Freiheitsfackel beschrieben werden und die daraus folgende Geflügeljagd im ganzen Land, war es aber eigentlich ganz einfach, das ganze visuell interessant in Szene zu setzen. Außerdem tauchen bereits die arbeitende Hänfling und der jugendliche Prinz auf und leiten weiter in die eigentliche Geschichte.
 

Boris
Das größte Vergnügen war natürlich, eine Figur und Szene nach der anderen von Frauke umgesetzt zu sehen, zu sehen, wie all das richtig lebendig wird, was ich mir ausgedacht habe. Doch das zweitgrößte Vergnügen war das Nachwort: Kein einfacher Werkstattbericht, sondern in die Rolle des Hofdichters Hanns Klamm zu schlüpfen, der Frauke und mich des Ideenklaus bezichtigt. So konnte ich uns vergnügt beschimpfen – auch weil Frauke da sofort und ganz entspannt mit dabei war.
 
   Frauke


Nein im Ernst, das ganze fügt sich wunderbar in das gesamte Buch ein – zusammen mit den folgenden herrlichen Kommentaren zu meinen Entwürfen.
 


Danke für diese »aufschlussreichen« Worte. Wenn ihr Lust habt einen Blick in Fraukes und Boris' Comic zu werfen, könnt ihr das ganz einfach hier tun: »Die Schöne und die Biester«
Fragen, Anregungen und Beschwerden richtet ihr bitte direkt an die Urheber des Comics, wenn ihr sie denn erreichen könnt. Vielleicht funktioniert es mit dieser Insta-Plattform:
Frauke Berger @frauke_berger       Boris Koch @autorboriskoch