Hinter den Kulissen, Teil 4: Das Comicfestival in Angoulême

Liebe Leserinnen und Leser,

kurz bevor das Messejahr 2020 corona-bedingt ins Wasser fiel, gelang es uns gerade noch, am wichtigsten Comic-Event Europas teilzunehmen: dem Festival International de la Bande Dessinée im französischen Städtchen Angoulême im schönen Neu-Aquitanien, kurze 13 Autostunden von Bielefeld entfernt. Jedes Jahr lockt das FIBD über 200.000 Besucher in die 40.000-Einwohner-Stadt, die auch als »Stadt des Comics« bekannt ist. Alles, was in der Comic-Welt Rang und Namen hat, gibt sich dort die Klinke in die Hand. Und wir waren mittendrin!

Das ist ganz wörtlich zu verstehen, denn in diesem Jahr waren wir nicht nur vor Ort, um spannende Neuerscheinungen zu sichten, Kontakte zu Auslandsverlagen zu pflegen und uns das ein oder andere Glas Bordeaux zu genehmigen, sondern wir hatten einen eigenen Stand im Lizenzhandelszelt. Aber Moment, im Zelt? Richtig gelesen, denn traditionell findet das FIBD in mehreren überdimensionierten Zelten direkt im Stadtkern statt. Darin installieren alle französischen Comicverlage aufwändige Stände, an denen zehntausende Fans vorbeiflanieren, um abertausende Comics zu bewundern und hunderte Künstlerinnen und Künstler persönlich zu treffen. Ein Traum für jeden Autogrammjäger! Daneben organisiert das Festival ausgefallene und hochkarätige Ausstellungen, zum Beispiel eine interaktive Werkschau der Bestseller-Reihen von Charlie Adlard, eine von Lewis Trondheim selbst kommentierte Reise durch seine skurrile Cartoon-Welt oder eine Ausstellung über Kindercomics, die sich speziell an Lehrer richtet.

Der einzige Nachteil an der Sache: Zelten im Januar hat zwar ein gewisses »je-ne-sais-quoi«, ist aber auch in Frankreich eine eher nass-kalte Angelegenheit. Doch das ist schnell vergessen, wenn man sich dem Rausch der Farben hingibt und die Begeisterung für den Comic spürt, die einem dort auf Schritt und Tritt begegnet.

Andere Begegnungen waren für uns aber noch wichtiger, nämlich die mit Vertretern anderer Verlage, mit Agenten und mit Künstlern. Im Lizenzhandelszelt trifft man sich bei Kaffee und Toffifee (unserer exklusiven Geheimwaffe), um Projekte vorzustellen und im Idealfall an Interessenten zu verkaufen. Über die Jahre hat Splitter einen hübschen Katalog an Eigenproduktionen wie Malcolm Max, Myre oder Metro 2033 – um nur die mit »M« zu nennen – zusammengestellt, und das FIBD ist der ideale Ort, um sie Verlagen aus aller Welt vorzustellen. Gleichzeitig werfen wir natürlich auch einen Blick auf die Angebote aus Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, China, Südamerika, England, den USA und – ja wirklich – Kroatien und Litauen. Und mitunter entdeckt man dabei Kleinode, die man sonst nie gefunden hätte.

Zu guter Letzt bietet Angoulême uns auch die Möglichkeit, einige der Künstlerinnen und Künstler aus unserem Programm persönlich kennenzulernen – zugegebermaßen oft mit dem Hintergedanken, sie zu einem deutschen Comic-Fest wie dem Comic-Salon in Erlangen einzuladen. Schließlich geht nichts über persönlichen Kontakt (und Bestechung mit deutschen Karamell-Nuss-Pralinen). Und so freuten wir uns am Ende der vier Tage auf ein baldiges Wiedersehen mit Félix Delep (Schloss der Tiere) und Serge Pellé (Orbital), bis ein gewisser Virus dazwischengrätschte. Es bleibt die Vorfreude auf das kommende Jahr!

Wir hoffen, dieser kleine Blick hinter die Verlagskulissen hat euch gefallen. Wenn ihr Kommentare, Anmerkungen, Fragen, Kritik oder Wünsche an den Splitter Verlag richten möchtet, dann schreibt uns doch: Ihr erreicht uns per E-Mail unter info@splitter-verlag.de oder auf Facebook, Twitter und Instagram @splitterverlag. Wir freuen uns, von euch zu hören!

Euer Splitter-Team
 
Geheimwaffen im Lizenzhandel: deutsche Nuss-Nougat-Pralinen!
 
Das Schloss der Tiere konnte man "am laufenden Meter" bestaunen
 
Großer Auftritt für die Helden und Schurken von Arran (Elfen, Orks & Goblins, Magier, Die Saga der Zwerge)
 
Der große Indienschwindel war ein Highlight des Festivals
 
Corto Maltese geniesst das mitunter sonnige Wetter
 
So in etwa darf man sich den kreativen Schaffensprozess von Lewis Trondheim vorstellen