Unsere Geschichte beginnt im Jahr 1930, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. Der Schädel von René Descartes, das Prunkstück der Sammlung Georges Cuvier, lustwandelt durch die anatomische Sammlung des Jardin des Plantes in Paris, während er darauf wartet, ins Musée de l'Homme verlegt zu werden. Er steckt in einer echten Identitätskrise: Ausgerechnet jener Zweifel, der ihn zum Philosophen sondergleichen erhob, nagt an ihm, und er ist sich nicht einmal mehr sicher, zu sein, wer er ist. Um ihn herum erwachen die präparierten Tiere zu geisterhaftem Leben, um einen dreihundert Jahre alten Streit beizulegen, der sich um die Descartes Theorie der »Animal Machine« dreht. Angeleitet vom großen Blauwal entspinnt sich eine Untersuchung – oder besser: eine Mäeutik, ein Dialog im Stil des Sokrates –, um den Geist des Tiers zu ergründen und dem Schädel zu seinem wohlverdienten Geistesfrieden zu verhelfen.
Nachdem Daria Schmitt in »Das Traumbestiarium des Mr. Providence« den Mythos von H. P. Lovecraft durchdrang, erforscht sie in »Der Totenkopf aus Schweden« nun das naturphilosophische Erbe von René Descartes. Meisterhaft gelingt ihr dabei der Spagat zwischen philosophischer Meditation und graphischer Erzählung. Der Band wird durch umfangreiche Begleittexte zum Leben und Werk von Descartes und seinen Zeitgenossen abgerundet.
Daria Schmitt